5. CAJUN & ZYDECO FESTIVAL 2005 - Presse- Kritik / Pressreviews

 

Kölner Stadtanzeiger 01.11.2005

 

 

Musik von Waschbrett und Geige

Nach dem Konzert wurde beim Bier noch lange gefachsimpelt.

VON BERNHARD ROMANOWSKI

Dahlem-Baasem - Ein kostengünstiger kultureller „Kurztrip“ in die Sumpflandschaften Louisianas wurde rund 300 Besuchern am Samstag im Saal der Gaststätte „Stahls“ geboten. Zum nunmehr fünften Mal ging dort das „Cajun- und Zydecofestival“ über die Bühne.
Vor 250 Jahren landeten die von den Briten vertriebenen „Acadians“ in Louisiana, dem heutigen Bundesstaat im Süden der USA, und entwickelten dort ihre ganz eigene „Cajun-Kultur“ und die erdige Tanzmusik, die sich vor allem durch die Geige und das diatonische Akkordeon auszeichnet.
Dieser Tradition fühlen sich auch die drei Bands verpflichtet, die in Baasem die Bühne betraten. Den Anfang machte die „Downtown Cajun Band“ aus den Niederlanden. Die Formation brachte den Saal auf Temperatur und die Besucher in die richtige Tanzlaune.
Als nächste nahmen die „Cajun Roosters“ die Instrumente in die Hand. Hervorgegangen aus den „Cajun Pioneers“, kam es nach dem tragischen Tod ihres Gründers und Akkordeonspielers, Luitger Fräger, zu der Umbenennung dieser Gruppe, die auch weiterhin den „cajun-typischen“ Weg beibehalten wollte. Hartmut Hegewald an Geige und „Scrubboard“ - auf Deutsch: „Waschbrett“ - und Michael Bentele als Bassist und Manager der Band sowie der Gitarrist Klaus Warler, der auch der Hauptorganisator des Baasemer Festivals ist, fanden bald schon kongeniale Verstärkung: Die beiden Briten Sam Murray am Schlagzeug und Chris Hall am diatonischen Akkordeon bilden eine ideale Neubesetzung der Band.
In Baasem erhielt Hall während seines Auftritts eine überraschende Gelegenheit, sich am deutschen Bier zu laben. Der Engländer Phil Underwood, der auch schon beim ersten Festival in Baasem zu Gast war, übernahm während seines Gastauftritts den Platz am „Quetschbüggel“.
Ebenso erfolgreich brachten zum Abschluss die „Zydeco Alligators“ das Publikum mit ihrem vielseitigen Repertoire zum Abtanzen und demonstrierten auch noch nach dem Konzert einige Kniffe auf der Gitarre, als man sich mit den Gästen noch einige Bierchen in der Kneipe gönnte.

 

 

Kölnische Rundschau 03.11.2005

 

 

 

Westfälische Rundschau 30.10.2005


Lebenslustiges aus Louisiana

Unna. (sab) Lebenslustige Musik aus Louisiana in der Lindenbrauerei: Beim 5. Cajun und Zydecofestival setzten sich die Fans der mal ruhigen mal wilden Tanzmusik nur zum Essen hin.
"Die Atmosphäre ist unglaublich. Ich kann mir richtig vorstellen, wie es in einer verrauchten Kneipe mit Live-Musik im Südwesten Louisianas zugehen muss", begeisterte sich Christine Egner, die zu dem Festival extra aus Stuttgart angereist kam. Ihr gefällt die Mischung aus französischer Folklore, Blues, Rock´n´Roll und Country. Melancholisch und dann wieder fröhlich spiegelt die Musik das Leben der französischen Auswanderer wider, die 1755 von der englischen Krone aus Kanada nach Louisiana vertrieben wurden. Durch die bereits dort lebenden Deutschen und Iren lernten die rund 10 000 "Cajuns" (von französisch "Les Acadiens") das Akkordeon und die Geige kennen. Zusammen mit der gusseisernen Triangel, dem traditionellen Waschbrett und der Gitarre entstand daraus die so genannte Cajunmusik und später die rhythmische "schwarze" Version "Zydeco".
In der Lindebrauerei wurde am Freitagabend beides gespielt: die holländische "Downtown Cajun Band", die britisch-deutschen "Cajun Roosters" und die deutschen "Zydeco Alligators" sorgten dafür, dass niemand ruhig auf seinem Platz stehen blieb. Christine Egner legte dabei einen "Two-Step" aufs Parkett. Sie hatte mit vielen anderen an dem zuvor angebotenen Tanzkurs teilgenommen und die traditionellen Cajuntänze gelernt, zu denen auch eine Form des Walzers gehört.
Der von ihr beschriebene Eindruck einer kleinen Kneipe in Louisiana wurde durch das kulinarische Angebot verstärkt. Beim Essen von Jambalaya und Gumbo, zwei scharf gewürzten Eintöpfen, kamen die Cajunfans ins Gespräch. "Viele kennen sich von Festivals in Frankreich oder Holland", meinte Olaf Markewitz aus Unna, der selbst Mitglied einer Cajunband ist.
Dass die Leute von weit her kommen, um an dem 5. Festival in Unna teilzunehmen, davon ist auch Michael Bentele überzeugt. "In Deutschland gibt es sonst keine vergleichbare Veranstaltung", erklärte der Bassist der "Cajun Roosters" und früheren "Cajun Pioneers". Deswegen riefen er und seine Band vor fünf Jahren das zweitägige Festival ins Leben, das die Fans freitags nach Unna und samstags nach Baasem lockt. "Wir sehen uns ein bisschen als Missionare dieser Musik und Kultur", sagt Michale Bentele, der selbst schon in Louisiana war um die "ganz Großen" zu sehen.
Wenn der in der Szene bekannte britische Akkordeonspieler Chris Hall seinem diatonischen Instrument melancholische Melodien entlockt und Hartmut Hegewald aus Bönen mit lebenslustigem Geigenspiel und virtuosen Solos begeistert, wenn dazu das rhythmische Streichen des Waschbretts ertönt und das Publikum anfängt zu tanzen, dann glaubt man den "Cajun Roosters", dass ihnen ihre Mission durchaus gelingen könnte.